Die Anwendung der im folgenden betrachteten Verfahren für eine Vielzahl komplexer Funktionen finden Sie unter Basins of Attraction.
Das Newton-Verfahren für komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ beruht auf der Iterationsvorschrift
Für die Herleitung, weitere Details, Konvergenzordnung q, Effizienzindex CE siehe unter Newton-Verfahren für reelle Funktionen.
Im Falle einer mehrfachen Nullstelle konvergiert das Newton-Verfahren nur noch linear. Besitzt die Funktion eine a-fache Nullstelle (a ∈ |N, a ≥ 2), so liefert das modifizierte Verfahren
aber wieder lokal quadratische Konvergenz. Sehr schön kann man das am folgendem Beispiel erkennen.
Die Funktion f (z) = (z² - 1) ² = 0 besitzt die beiden doppelten Nullstellen ζ1,2 = -1, ζ3,4 = 1. Sowohl das Newton- als auch das modifizierte Newton-Verfahren (a = 2) liefern für B = [-4, 4] × [-4, 4] ⊆ ℂ die gleichen Basins of Attraction (s. erstes Bild in folgender Galerie). Stellt man jedoch die Konvergenzgeschwindigkeit für diesen Bereich B mit Hilfe einer Regenbogen-Farbpalette dar (s. dazu Basins of Attraction - Algorithmen), so zeigt sich an Hand der vorherrschenden Blautöne, dass das Verfahren mit a = 1 deutlich langsamer konvergiert (s. mittleres Bild in Galerie) als das Vefahren mit a = 2 und vorherrschenden Rot-/Gelb-Tönen (s. letztes Bild in Galerie).
Die Iterationsvorschrift für das Halley-Verfahren für komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ lautet
Für die Herleitung, weitere Details, Konvergenzordnung q, Effizienzindex CE siehe unter Halley-Verfahren für reelle Funktionen.
Das Schröder-Verfahren für komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ beruht auf der Iterationsvorschrift
Für die Herleitung, weitere Details, Konvergenzordnung q, Effizienzindex CE siehe unter Schröder-Verfahren für reelle Funktionen.
Das hier betrachtete Householder-Verfahren [1], [2] für komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ beruht auf der Iterationsvorschrift
Es hat die Konvergenzordnung q = 3 und den Effizienzindex CE = 1.442.
Quellenverweise
Die Iterationsvorschrift für das Basto-Verfahren für komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ lautet [1]:
Das Verfahren besitzt die Konvergenzordnung q = 3 bei einem Effizienzindex CE = 1.442.
Quellenverweise
[1] M. Basto et al., A new iterative method to compute nonlinear
equations (2006),
Applied Mathematics and
Computation 173 (2006), (468–483)
Das von Whittaker entwickelte Verfahren mit konvexer Beschleunigung (engl. convex acceleration) beruht auf dem Newton-Verfahren und besitzt die Konvergenzordnung q = 2 und den Effizienzindex CE = 1.26.
Angewandt auf komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ lautet die Iterationsvorschrift:
Quellenverweise
Whittaker entwickelte sein Verfahren mit konvexer Beschleunigung (s.o. Whittaker I - Verfahren) weiter zu einem Verfahren mit doppelt konvexer Beschleunigung (engl. double convex acceleration) [1]. Das neue Verfahren hat die höhere Konvergenzordnung q = 3 bei einem Effizienzindex CE = 1.442. Die neue Iterationsvorschrift, angewandt auf komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ, lautet:
Quellenverweise
[2] B. Neta, C. Chun, (2013) On a
family of Laguerre methods to find multiple roots of nonlinear equations,
Applied Mathematics and Computation 219 (2013) 10987–11004
Das Euler-Chebyshev-Verfahren beruht auf der Iterationsvorschrift
und ist insbesondere für mehrfache Nullstellen, d.h. Nullstellen der Vielfachheit m geeignet, lässt sich aber auch für einfache Nullstellen einsetzen. Es handelt sich um ein Verfahren der Konvergenzordnung q = 3 bei einem Effizienzindex von CE = 1.442.
Quellenverweise
[1] M. A. Hernandez, An acceleration procedure of the Whittaker method by means of convexity
(1990),
Zb. Rad. Prirod.-Mat. Fak. Ser. Mat. 20 (1990), 27–38
Die Verfasser konstruieren in [1] ein neues Verfahren basierend auf einer geometrischen Herangehensweise, ähnlich wie der mit der Tangente beim Newton-Verfahren und einer Hyperbel beim Halley-Verfahren (s. die dortigen Animationen). Hierbei nehmen sie aber den Krümmungskreis zur Hilfe, der im Punkt (xn | yn) die gleiche Tangente wie die Funktion f besitzt. SIe leiten die folgende Iterationsvorschrift für komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ her:
Das Verfahren besitzt die Konvergenzordnung q = 3, der Effizienzindex beträgt CE = 1.442.
Quellenverweise
[1] C. Chun · Y. I. Kim, Several New Third-Order Iterative Methods for Solving Nonlinear Equations (2010),
Acta Appl. Math. (2010) 109: 1053–1063, DOI 10.1007/s10440-008-9359-3
Das Verfahren von Laguerre ist ein hauptsächlich auf Polynome zugeschnittenes einstufiges Verfahren. In seiner Publikation "Über eine Methode, um per Approximation die Lösungen einer algebraischen Gleichung zu finden, die nur relle Lösungen hat" von 1880 (!) schreibt Laguerre dazu [1]:
"Ausgehend von einem Näherungswert für die Lösung einer Gleichung bieten das Newton'sche Approximations-verfahren und das Proportionalteilungsverfahren bequeme Wege für eine schnelle Annäherung an diese Lösung. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, diesen ersten ungefähren Wert zu erhalten, der als Ausgangs-punkt genommen werden muss.
Ich glaube - in Anbetracht der Frage in ihrer ganzen Allgemeinheit - ist dem, was wir bereits wissen, nicht viel hinzuzufügen; es scheint mir, dass das Problem anders gestellt werden muss, und zwar wie folgt:
Finde für eine gegebene Gleichung […] eine Methode, die am sichersten und schnellsten zu Näherungswerten ihrer Lösungen führt. Der Zweck der folgenden Abhandlung besteht darin, eine Lösung dieses Problems für den Fall bereitzustellen, dass die vorgeschlagene Gleichung algebraisch ist und alle Lösungen reell sind. Wie wir wissen, kommen Gleichungen dieser Art sehr häufig in einer Vielzahl von Fragen zu wichtigen Aspekten der Analysis vor."
Für ein komplexes Polynom p (z) vom Grad n ≥ 2 lautet die Iterationsvorschrift des Laguerre-Verfahrens:
mit
wobei das Vorzeichen der Wurzel so gewählt wird, dass der absolute Betrag der Nenner maximal ist.
Eine Herleitung des Verfahrens an Hand eines allgemeinen Polynoms findet man bei [2], [3].
In verschiedenen Publikationen und insbesondere auch in [4] von 2014 erklären die Verfasser, dass "das Laguerre-Verfahren eines der am wenigsten verstandenen Methoden der Numerischen Analysis ist".
Definitiv bekannt sind folgende Eigenschaften des Laguerre-Verfahrens:
Bělik et al. untersuchten in [4] das Verhalten des Verfahrens beim Lösen von zn – 1 = 0 und fanden interessante Ergebnisse bei den Basins of Attraction (s. dazu z^n-1=0 Laguerre-Verfahren).
Quellenverweise
[1] M. Laguerre, Sur une méthode pour obtenir par approximation les racines d’une équation
algébrique qui a toutes ses racines réelles, Nouvelles annales de mathématiques 2e série, tome 19
(1880), S. 161-171
http://www.numdam.org/item?id=NAM_1880_2_19__161_1
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Laguerre%27s_method
[3] https://mathworld.wolfram.com/LaguerresMethod.html
[4] P. Bělik,
H. Kang, A. Walsh, E. Winegar (2014)
Analysis of Laguerre's method applied to find the roots of unity, arXiv:1405.0780
Das Sekantenverfahren für komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ beruht auf der Iterationsvorschrift
Das Verfahren benötigt außer dem Startwert z0 ϵ B noch einen zweiten Startwert z1 ϵ B, der bei der Berechnung der Einzugsbereiche für verschiedene komplexe Funktionen (Basins of Attraction) in der Regel zu z1 = (0, 0) gesetzt wurde.
Für weitere Details, Herleitung, Konvergenzordnung q und Effizienzindex CE siehe Sekantenverfahren für reelle Funktionen. Die Anwendung des Verfahrens für einige komplexe Funktionen finden Sie unter Basins of Attraction.
Die Verfasser konstruieren in [1] ein "modifiziertes Sekanten-Verfahren", wobei sie eine Sekante und Parabel kombinieren. Mit Hilfe des Parameters α entsteht eine Familie von Verfahren ähnlich dem Sekanten-Verfahren.
Für komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ lautet die Iterationsvorschrift:
Hierbei ist das Vorzeichen der Wurzel so zu wählen, dass der Nenner möglichst groß ist. Mit α → 0 ergibt sich das "normale" Sekanten-Verfahren.
Das Verfahren zeigt super-lineare Konvergenz, d.h. es besitzt die Konvergenzordnung q = 1.618.
Quellenverweise
[1] V. Kanwar, J.R. Sharma, A new family of
Secant-like method with super-linear convergence (2005),
Applied
Mathematics and Computation 171 (2005) S. 104–107
Angewandt auf komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ lautet die Iterationsvorschrift für das Thukral-Verfahren
Für die Herleitung, weitere Details, Konvergenzordnung q, Effizienzindex CE siehe unter Thukral-Verfahren für reelle Funktionen.
Die Iterationsvorschrift für das Tiruneh-Verfahren für komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ lautet
Für die Herleitung, weitere Details, Konvergenzordnung q, Effizienzindex CE siehe unter Tiruneh-Verfahren für reelle Funktionen.
Die Iterationsvorschrift für das Steffensen-Verfahren für komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ ergibt sich, wenn man beim Newton-Verfahren die Ableitung durch den (rechtsseitigen) Differenzenquotienten ersetzt:
Für weitere Details, Konvergenzordnung q, Effizienzindex CE siehe unter Steffensen-Verfahren für reelle Funktionen.
Eine Variante des Steffensen-Verfahrens hat einen zusätzlichen Parameter β und besitzt die folgende Iterationsvorschrift [1]:
Es ist bekannt, dass dieses Verfahren für jeden von Null verschiedenen Wert des Parameters β eine quadratische Konvergenz hat, jedoch spielt der Parameter β eine wichtige Rolle in Bezug auf die Stabilität der Methode.
Zum einen können bei dieser Variante des Steffensen-Verfahrens die Basins of Attraction durch Wahl eines kleinen Wertes für β stark verbessert werden. Die folgenden Grafiken zeigen dies am Beispiel für z³ - 1 = 0 mit einem Bereich B = [-10, 10] x [-10, 10] und unterschiedlichen Werten für β.
Zum anderen lässt sich zeigen (s. [1], S. 5) und eyperimentell beobachten, dass für sehr kleine Werte für β die berechneten Basins of Attraction ähnlich denen des Newton-Verfahrens werden wie in der folgenden Galerie am Beispiel für z³ - 1 = 0 und einem Bereich B = [-2, 2] x [-2, 2] dargestellt. Das linke Bild zeigt das Ergebnis mit dem Newton-Verfahren; bei der Animation im rechten Bild durchläuft der Parameter β die Werte von 1, 0.9, 0.8, ..., 0.1, 0.01, 0.001, ..., 0.000001.
Mit kleinen Werten für
β ergibt sich ein weiterer Effekt: die Rechenzeiten werden
auf Grund der kleineren Bereiche, in denen das Verfahren nicht konvergiert,
drastisch verkürzt. So erfolgt z.B. die Berechnung für
z^4 - 1 = 0 und B = [-10, 10] x [-10, 10]
für
β
= 0.000001 ca. 6-mal schneller als für
β
= 0.01.
Quellenverweise
[1] A. Cordero, F. Soleymani, J. R. Torregrosa, S. Shateyi (2014)
Basins of Attraction for Various
Steffensen-Type Methods, Journal of Applied Mathematics, Volume 2014, Article ID 539707,
http://dx.doi.org/10.1155/2014/539707
Angewandt auf komplexe Funktionen f : D → ℂ mit D ⊆ ℂ lautet die Iterationsvorschrift für das Jain-Verfahren
Für die Herleitung, weitere Details, Konvergenzordnung q, Effizienzindex CE siehe unter Jain-Verfahren für reelle Funktionen.
Das ursprünglich von Ridders vorgestellte Verfahren zur Nullstellenbestimmung reeller Funktionen beruht auf der Basis der regula falsi und benötigt 3 Punkte [1], [3]:
Hierbei gilt xi ∈ [xi-2 , xi-1] und die Werte von f (xi-2) und f (xi-1) müssen unterschiedliche Vorzeichen haben.
Liegen die drei Punkte eng bei einander, so kann die Iterationsvorschrift folgendermaßen umgeschrieben werden [2]:
bzw. für den komplexen Fall
Quellenverweise
[1] C.J.F.
Ridders, A New Algorithm for Computing a Single Root of a Real Continuous Function (1979),
IEEE TRANSACTIONS ON
CIRCUITS AND SYSTEMS, Vol. CAS-26, NO. 11, NOVEMBER 1979
[2] Amin Najafi Amin, Unification of Well-known Numeric Methods for Solving Nonlinear Equations (2015)
American Journal of Numerical Analysis, 2015, Vol. 3, No. 3, S. 65-76, DOI:10.12691/ajna-3-3-2
[3] AM225: One-dimensional root finding methods, https://courses.seas.harvard.edu
In [1] leiten die Verfasser vier Verfahren zur Nullstellenbestimmung reeller Funktionen her. Ihr Ansatz beruht hierbei darauf, die Funktion in der Umgebung der Nullstelle weder durch eine Sekante wie beim Sekantenverfahren, durch eine Tangente wie beim Newton-Verfahren noch durch eine Hyperbel wie beim Halley-Verfahren zu approximieren, sondern vielmehr eine quadratische Spline-Interpolation auf zwei aufeinanderfolgende Werte xi und xi-1 der Iterationsfolge anzuwenden, um das nächstfolgende Glied xi+1 zu bestimmen. Die Iterationsvorschriften übertragen ins Komplexe lauten:
• Verfahren 1
• Verfahren 2
• Verfahren 3
• Verfahren 4
Die ersten beiden Verfahren haben jeweils die Konvergenzordnung q = 3, die beiden letzten jeweils die Konvergenzordnung q = 4. Die letzten beiden Verfahren erfordern die
Berechnung der dritten Ableitung
f ''' der Funktion f.
Quellenverweise
Auf der Basis einer Taylor-Reihenentwicklung und entsprechenden Abschätzungen entwickelt der Verfasser in [1] das folgende Iterationsverfahren:
Es hat die Konvergenzordnung q = 3 bei einem Effizienzindex von CE = 1.732 .
Quellenverweise
[1] M. M. Hosseini, A Note on One-step
Iteration Methods for Solving Nonlinear Equations (2009)
World
Applied Sciences Journal 7 (Special Issue for Applied Math): 90-95, 2009